BUND Rhein-Pfalz-Kreis

Gartenschläfer in Not

Europaweit gehen seine Bestände dramatisch zurück. Woran das liegen könnte hat der BUND zusammen mit der Justus Liebig Universität Gießen und der Senckenberg Gesellschaft untersucht und erschreckende Ergebnisse erhalten.

Bedrohung für den Gartenschläfer - Vergiftung durch Pestizide und Rattengift

Es ist in unserer Hand ob der kleine Bilch überlebt  (© CW)

Haben Sie schon mal Gartenschläfer gesehen? Diesen kleinen Nager mit der Zorro-Maske?

Der Gartenschläfer (Eliomys quercinus), der nachtaktive Bilch, hält einen ausgiebigen Winterschlaf und ist eng mit dem Siebenschläfer verwandt. Obwohl er früher weit verbreitet war, sind die Bestände in den letzten Jahren alarmierend zurückgegangen, insbesondere im Osten und Norden Deutschlands, während sie in Rheinland-Pfalz noch stabil sind. Im Rahmen des vom BUND unterstützten Projekts "Spurensuche Gartenschläfer" wurden in den letzten drei Jahren viele offene Fragen zu dieser heimischen Tierart und ihrem dramatischen Bestandsrückgang beantwortet. Zum Beispiel, welche Lebensräume er benötigt, ob er von Krankheiten betroffen ist, was sein Speiseplan ist und vieles mehr. "Da wir die Art vor dem Aussterben bewahren wollen, müssen wir ein wirksames Schutzkonzept entwickeln und umsetzen", sagte Julia Dreyer, Projektleiterin vom BUND in Rheinland-Pfalz

Der Gartenschläfer, der ursprünglich in den Wäldern lebte, verlagert seinen Lebensraum zunehmend in die Siedlungsgebiete, da das Nahrungsangebot in den Wäldern immer knapper wird. In naturnahen Gärten mit vielen Strukturen, wie Hecken, altes Gehölz oder Steinhaufen findet er nicht nur einen neuen Lebensraum, sondern vor allem ausreichend Nahrung, in Form von Insekten, Würmern, Schnecken, Früchten und Samen. Der Verlust seines ursprünglichen Lebensraums ist jedoch nicht das einzige Problem, mit dem der Gartenschläfer zu kämpfen hat. Bei der Obduktion von über 300 toten Gartenschläfern wurde festgestellt, dass alle Tiere von verschiedenen Giftstoffen belastet waren. Einige Tiere wiesen bis zu 15 verschiedene Giftstoffe auf, wobei Rattengift am häufigsten nachgewiesen wurde. Diese toxische Belastung stellt eine weitere Bedrohung für den Gartenschläfer dar.

Jahresbericht 2022 aus Rheinlandpfalz

Mit Hilfe von Ehrenamtlichen und standardisierten Untersuchungen wird versucht das Ausmaß und den Ursachen des Artrückgangs auf die Spur kommen. Video anschauen

Artensterben im ZEIT Podcast

Gartenschläfer im Rhein-Pfalz-Kreis

Dormouse-Monitoring-System (DoMoS)  (© CW)

Nachdem bei der Nistkastenkontrolle im Rhein-Pfalz-Kreis immer wieder Gartenschläfer entdeckt wurden, gab es ein gezieltes Erfassungssystem zur Erforschung des kleinen Kerls.

BUND-Mitarbeiter betreuen das sogenanntes "Dormouse-Monitoring-System" (DoMoS), das bei der Untersuchung des gefährdeten Gartenschläfers helfen soll. Prof. Thomas Haalboom von der Dualen Hochschule Karlsruhe betreut die Studienarbeit, für die von Student*innen ein Gerät entwickelt wurde, welches Beobachtungen erfasst. Das Gerät ist gar nicht so klein (100 cm x 45 cm x 35 cm) und wiegt ca. 12 kg. Es besteht aus zusammengesteckten Fallrohren, in denen eine ausgeklügelte Technik steckt. Erkunden die Gartenschläfer die Röhren, werden sie fotografiert, gewogen und ihnen werden ein paar Haare für die genetische Analyse ausgezupft. Am Ende warten getrocknete Pflaumen als Belohnung und natürlich wieder die Freiheit.

Am 9. Juni 2020 wurde das System DoMoS in einem Wald im Rhein-Pfalz-Kreis installiert. Nachdem sich kein Erfolg einstellte, verlagerte man die Beobachtung am 14. Juni 2020 auf eine Streuobstwiese bis Ende 2020. Dort konnten bereits im Jahr zuvor mittels Spurentunnel Gartenschläfer nachgewiesen werden. Nach einem Monat konnte endlich ein neugierige Gartenschläfer im DoMoS fotografiert und gefilmt werden. Außerdem wurden zahlreiche Haarproben gesammelt. Bei den regelmäßigen Kontrollen konnten zudem drei Jungtiere beobachtet werden, wie sie von Nistkasten zu Nistkasten schlüpften. Jetzt werden alle gesammelten Daten ausgewertet und aus den Ergebnissen können dann hoffentlich wirksame Schutzmaßnahmen abgeleitet werden. 

Gartenschläfer im Nistkasten  (© WS)

Der Gartenschläfer nutzt für den Winterschlaf Verstecke in Baumhöhlen und Felsspalten, in Mauern, Gebäuden und Höhlen. In einigen Regionen werden Gartenschläfer während es Winters auch – anders als andere Schlafmäuse – in Vogelnistkästen angetroffen. Doch zumeist sind diese kein geeigneter Ort für den Winterschlaf, da hier die Temperaturen zu stark schwanken. „Helfen kann man dem Gartenschläfer und vielen anderen Winterschläfern, indem man für sie Rückzugsmöglichkeiten bereithält“, betont Ines Leonhardt. „Alte Obstbäume mit Baumhöhlen und Steinhaufen bieten den passenden Schutz vor Feinden und vor zu großer Kälte und Temperaturschwankungen.“ Oder Sie bauen im einen Nistkasten. Bauanleitung.

Achtung: Wenn Sie ein Gartenschläfer-Nest gefunden haben, berühren Sie es bitte nicht und belassen Sie es an Ort und Stelle. Gartenschläfer stehen als stark gefährdete Tierart unter besonderem Naturschutz. Jede Störung des Winterschlafs bedeutet ein erheblicher Energieaufwand für die Tiere, deren Reserven dann ggf. nicht mehr bis zum Frühling ausreichen werden.