Gartenschläfer

Der Gartenschläfer – das Tier des Jahres 2023 ist stark gefährdet Er gehört zu den Bilchen oder auch Schlafmäusen. Während in vielen Teilen Europas seine Bestände dramatisch zurückgehen, sind sie in Rheinland-Pfalz noch relativ stabil.

Bedrohung für den Gartenschläfer - Vergiftung durch Pestizide und Rattengift

Es ist in unserer Hand ob der kleine Bilch überlebt  (© CW)

Haben Sie schon mal Gartenschläfer gesehen? Diesen kleinen Nager mit der Zorro-Maske?

Der Gartenschläfer (Eliomys quercinus), der nachtaktive Bilch, hält einen ausgiebigen Winterschlaf und ist eng mit dem Siebenschläfer verwandt. Obwohl er früher weit verbreitet war, sind die Bestände in den letzten Jahren alarmierend zurückgegangen, insbesondere im Osten und Norden Deutschlands, während sie in Rheinland-Pfalz noch stabil sind. Im Rahmen des vom BUND unterstützten Projekts "Spurensuche Gartenschläfer" wurden in den letzten drei Jahren viele offene Fragen zu dieser heimischen Tierart und ihrem dramatischen Bestandsrückgang beantwortet.

Der Gartenschläfer, der ursprünglich in den Wäldern lebte, verlagert seinen Lebensraum zunehmend in die Siedlungsgebiete, da das Nahrungsangebot in den Wäldern immer knapper wird. In naturnahen Gärten mit vielen Strukturen, wie Hecken, altes Gehölz oder Steinhaufen findet er nicht nur einen neuen Lebensraum, sondern vor allem ausreichend Nahrung, in Form von Insekten, Würmern, Schnecken, Früchten und Samen. Der Verlust seines ursprünglichen Lebensraums ist jedoch nicht das einzige Problem, mit dem der Gartenschläfer zu kämpfen hat. Bei der Obduktion von über 300 toten Gartenschläfern wurde festgestellt, dass alle Tiere von verschiedenen Pestizide belastet waren. Einige Tiere wiesen bis zu 15 verschiedene Giftstoffe auf, wobei Rattengift am häufigsten nachgewiesen wurde. Diese toxische Belastung stellt eine weitere Bedrohung für den Gartenschläfer dar.

Gartenschläfer im Rhein-Pfalz-Kreis

Dormouse-Monitoring-System (DoMoS)  (© CW)

Nachdem bei der Nistkastenkontrolle im Rhein-Pfalz-Kreis immer wieder Gartenschläfer entdeckt wurden, gab es ein gezieltes Erfassungssystem zur Erforschung des kleinen Kerls.

BUND-Mitarbeiter betreuten das sogenanntes "Dormouse-Monitoring-System" (DoMoS), das bei der Untersuchung des gefährdeten Gartenschläfers helfen soll. Prof. Thomas Haalboom von der Dualen Hochschule Karlsruhe betreut die Studienarbeit, für die von Student*innen ein Gerät entwickelt wurde, welches Beobachtungen erfasst. Das Gerät ist gar nicht so klein (100 cm x 45 cm x 35 cm) und wiegt ca. 12 kg. Es besteht aus zusammengesteckten Fallrohren, in denen eine ausgeklügelte Technik steckt. Erkunden die Gartenschläfer die Röhren, werden sie fotografiert, gewogen und ihnen werden ein paar Haare für die genetische Analyse ausgezupft. Am Ende warten getrocknete Pflaumen als Belohnung und natürlich wieder die Freiheit.

Am 9. Juni 2020 wurde das System DoMoS in einem Wald im Rhein-Pfalz-Kreis installiert. Nachdem sich kein Erfolg einstellte, verlagerte man die Beobachtung am 14. Juni 2020 auf eine Streuobstwiese bis Ende 2020. Dort konnten bereits im Jahr zuvor mittels Spurentunnel Gartenschläfer nachgewiesen werden. Nach einem Monat konnte endlich ein neugierige Gartenschläfer im DoMoS fotografiert und gefilmt werden. Außerdem wurden zahlreiche Haarproben gesammelt. Bei den regelmäßigen Kontrollen konnten zudem drei Jungtiere beobachtet werden, wie sie von Nistkasten zu Nistkasten schlüpften. Die gesammelten Daten wurden ausgewertet und aus den Ergebnissen können dann hoffentlich wirksame Schutzmaßnahmen abgeleitet werden.