BUND Rhein-Pfalz-Kreis

Uferschwalben

Dank des Kiesabbaus finden die Uferschwalben im Rhein-Pfalz-Kreis geeignete Brutmöglichkeiten

Uferschwalben mögen`s steil

Uferschwalbe  (© BUND Dieter Damschen)

Uferschwalben kommen im April zu uns in die Rheinebene, um an den Steilufern der Baggerseen ihre Brutröhren in den Sand oder Kies zu bauen und bis August ihre Jungen darin großzuziehen. Sie brüten in Kolonien; die Brutröhren liegen teils nur wenige Zentimeter auseinander, sowohl neben- als auch untereinander sind ihre etwa einen Meter tiefen, waagerechten Höhlen sind sowohl neben-als auch übereinander angeordnet. Diese Schwalbenart ist die kleinste der einheimischen Schwalben und ist an den Flügeln, Schwanz und Rücken graubraun gefärbt, unterseits weiß mit braunem Brustband. Der Schwanz ist nicht sehr tief, aber deutlich sichtbar gegabelt.

Ursprünglich brüteten Uferschwalben an den Steilufern von natürlich verlaufenden Flüssen und auch an den Steilufern des Meeres. Da es immer weniger natürlich mäandrierende Flüsse gibt, sind sie nun auf unsere Baggerseen als Bruthabitate „umgestiegen“. Besonders frisch abgebaggerte Stellen sind weich und es lassen sich gut Höhlen in sie hineingraben. Dies ist natürlich auch mit der Gefahr verbunden, dass diese Höhlen, am Wochenende entstanden, am nächsten Arbeitstag durch die weitergeführten Baggerarbeiten wieder abgegraben und zerstört werden. Hier arbeiten jedoch Naturschutzverbände des Rhein-Pfalz-Kreises und kiesabbauende Firmen schon oft Hand in Hand, sodass von Schwalben belegte Steilwände für die Dauer des Brutgeschäfts stillgelegt werden und an unbesiedelten Stellen weiter abgebaut wird. Die Geräusche der Bagger in der Nähe ihrer Höhlen stören die Vögel dabei nicht.

Wenn die jungen Vögel geschlüpft sind, kann man sie mit dem Fernglas oft am Eingang der quer ovalen Höhlen sitzen sehen, manchmal bis zu 7 Stück! Sie warten dort auf ihre Eltern, die sie, ohne zwischenlanden zu müssen, dann mit Insekten füttern. Ehrenamtliche des BUND Rhein-Pfalz-Kreises und der Gesellschaft für Naturschutz und Ornithologie Rheinland-Pfalz (GNOR) beobachten und zählen die Bruthöhlen an einigen der Kiesseen im Kreis und ziehen daraus Rückschlüsse auf die Population und Bruterfolge der Uferschwalben. Diese Daten werden jährlich gesammelt und in einem landesweiten Vogelmonitoring-Bericht der GNOR veröffentlicht. Dadurch lassen sich langfristige Veränderungen feststellen, die dann, je nach Entwicklung, Verbesserungen oder die Beibehaltung von Schutzmaßnahmen in den Gebieten erfordern. Dies wird dann an die Naturschutzbehörden weitervermittelt und in der Presse kommuniziert.

Eine Gefahr stellt für die Uferschwalben oftmals die Aktivität von Badenden dar, die sich den Baggerseen von der für sie verbotenen Seite nähern, wenn sie von den Steilwänden ins Wasser springen und rutschen oder in nächster Nähe der Bruthöhlen lagern. Durch diese Aktivitäten rutschen immer wieder Teile des Steilufers ab und zerstören damit die Bruthöhlen mit Eiern oder Jungvögeln darin. Das Abrutschen von Steilufern kann natürlich auch manchmal von allein geschehen. Die Vögel werden dann von neuem zu graben und zu brüten beginnen. Dies passiert in der Natur durchaus und ein gewisser Verlust ist für die Brutkolonie zu verschmerzen. Durch den zunehmenden Freizeitdruck auf unsere Seen (auch bedingt durch die Corona-Pandemie) passiert dies jedoch immer öfter und richtet größeren Schaden in der Population an. Auch das Herumlaufen und Lagern in der Nähe der Bruthöhlen stört die Vögel und zwingt sie teilweise zur Aufgabe ihrer Brut. Größere Anzahlen von Bruten werden so verhindert und auch durch Verzögerungen des Brutgeschäfts in den Herbst hinein wird es für die Jung- und Altvögel schwieriger, den Zug nach Westafrika zu schaffen.

Darum sollten sich die Besucher der Baggerseen nur im Badebereich aufhalten und sowohl die wilden Ufer als auch die von kiesabbauenden Firmen hergestellten Steilufer den Vögeln zum Aufziehen ihrer Jungen überlassen.